Promotion, Familie, Beruf: So bleiben Sie bei der Stange

Ihr Leben als Promovierende(r) ist voller Pflichten und Aufgaben. Auβer den zahlreichen Texten, die Sie lesen müssen, Interviews oder Experimenten, die Sie durchführen wollen, haben Sie vielleicht noch eine berufliche Tätigkeit oder eine Familie – oder beides. Dabei ist die Gefahr, sich zu verausgaben, gross. Ziel dieses Beitrages ist es, Ihnen eine erprobte Zeitmanagement-Methode zu zeigen, die Ihnen hilft, voran zu kommen, auch wenn Sie wenig Zeit zur Verfügung haben.

 Stop & Go

Ich treffe oft Doktoranden, die nur am Wochenende Zeit haben, sich mit ihrer Dissertation zu beschäftigen. Dann sieht das Wochenende folgendermassen aus :

  • Die ersten Stunden des Samstagvormittags bestehen darin, nach Zusammenhänge wieder zu suchen. Man muss sich wieder einarbeiten. : Wo war ich stehen geblieben ? Was wollte ich demnächst tun ? Was wollte ich eingentlich damit sagen ?
  • Haben sie den Faden wieder gefunden, arbeiten sie fast pausenlos.
  • Dann beginnt die Arbeitswoche wieder, und sie lassen ihre Dissertation liegen.
  • Am Samstag brauchen Sie wieder viel Zeit, um sich erneut einzuarbeiten. Und so weiter.

Dieser Stop-and-Go Rytmus ist kräftezehrend: Die Wiedereinarbeitungszeit kostet Zeit und wirkt auf Dauer demotivierend. Denn das Wissen, Sie werden  zunächst einige Stunden brauchen, um wieder in den Fluss zu kommen, verdirbt Ihnen irgendwann die Lust, sich wieder  an Ihre Diss zu setzen.

Und : Die Arbeit bis zur Erschöpfung ist auch nicht besonders beflügelnd.

Bleiben Sie im Fluss – wenn auch minimal

Lassen Sie sich Ihre Disseration nicht zur Qual werden. Das haben Sie nicht verdient !

Wichtig ist, dass Sie Ihre Zeit und Energie richtig einteilen: Arbeiten Sie regelmässig, auch wenn Sie wenig Zeit zur Verfügung haben – und aber verausgaben Sie sich nicht, wenn Sie mehr Zeit haben.

Probieren Sie die Technik der 25 Minuten-3 Stunden:

♦ Arbeiten Sie jeden Tag minimal 25 Minuten.  Sie können über eine Idee schnellschreiben, eine Textpassage lesen und anschliessend mit eigenen Worten zusammen fassen, eine Frage brainstormen, u.a. Wichtig ist, dass Sie die Verbindung mit Ihrer Diss behalten, so dass Sie, wenn Sie mehr Zeit haben, um lange daran zu arbeiten,  nicht wieder von (fast) null anfangen, sondern einfach weiter machen können.

♦ Arbeiten Sie maximal 3 Stunden hintereinander: Warten Sie nicht darauf, erschöpft zu sein, um eine Pause zu machen. Sonst werden Sie eine viel längere Pause brauchen, um Energie aufzutanken. Nach 3 Stunden dagegen sind Sie in der Regel noch fit. Machen Sie eine Stunde Pause (Essen Sie, ruhen Sie sich aus, wie auch immer). Nach der Pause haben Sie noch genug Energie, um weiterzumachen.

Trennen Sie Arbeit und Freizeit

Wenn Sie Ihre Arbeitszeit nicht angemessen festlegen, kann es geschehen, dass Arbeit und Freizeit verschwimmen. Dies führt langfristig zu Frustrationen: Schlechtes Gewissen in der Freizeit, das Entspannung und Freude verhindert (nach dem Motto: Eigentlich solltest in der Bücherei sein und schreiben). Oder ein unverhofftes Treffen am Kopierer wird als willkommene Ablenkung begrüßt – doch bald verwandelt sich auch dieses Wohlgefühl in ein schlechtes Gewissen. Darum: Ihre Promotionsaufgaben sollten einen bestimmten Zeitrahmen nicht überschreiten. Legen Sie die Arbeitszeiten fest und lassen Sie Raum für Freizeit, Entspannung und Ihre persönlichen Bedürfnisse:  Ihre Batterien müssen Sie jeden Tag aufladen.

Der Zeigernik Effekt

Die russische Psychologin Bluma Zeigernik zeigte, dass man sich besser und länger an unerledigte als an erledigte Aufgaben erinnert : Die zu findende Lösung beschäftigt den Geist weiter. Dieses Prinzip wird im Arbeitsmanagement von manchen verwendet : Anstatt einen Text bis zum Ende des Kapitels zu lesen, hören Sie mitten im Absatz auf. Am nächsten Tag lesen Sie weiter. Das Gehirn hat sich weiter mit dem Text beschäftigt, und Sie haben das Gefühl, wenn Sie den Text weiter lesen, ihn besser zu verstehen – das Gehirn hat offensichtlich nachbereitet und aber auch vorbereitet. Oder wenn Sie schreiben, hören Sie nicht erst am Ende des Absatzes auf, sondern mitten im Satz. Das erleichtert den Einstieg ins Arbeiten, denn es geht einfach darum, weiter zu machen, was man am Vortag angefangen hat.

Diese Arbeitsmanagement-Methode ist nicht jedermanns Sache. Probieren Sie aus, ob sie für Sie in Frage kommt !

Das Zauberwort: Regelmässigkeit

Eine Promotion zu schreiben, wenn man nebenbei noch eine Anstellung oder eine Familie (oder beides) hat, ist eine Herausforderung, aber keine Sache der Unmöglichkeit. Wichtig ist dabei ein gutes Zeitmanagement.

Oft sind die Mütter oder Väter junger Kinder mit einer Anstellung nebenbei diejeinigen, die am schnellsten ihre Dissertation beenden (schneller als diejenigen, die « nur » eine Diss zu schreiben haben) : Sie haben wenig Zeit zur Verfügung, aber diese Zeit nutzen sie 200% aus.

Kurz : Arbeiten Sie regelmässig an Ihre Dissertation – mindestens 25 Minuten am Tag, maximal 3 Stunden am Stück.

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  4. Sehr hilfreich für mich ist es nach getaner Arbeit die Bücher etc in ein Fach, in mein Regal neben dem Schreibtisch zu legen. Da ich kein seperates Arbeitszimmer habe besteht so nicht das Gefühl ständig was tun zu müssen. Und ich habe ein gutes Gefühl, wenn der Tisch leer ist. Das klappt aber auch wieder nur, wenn ich einen Wochenplan habe, wann ich an meiner Diss arbeite.

    1. Danke für diese wertvolle Tipps, Christina ! Das Gefühl, ständig etwas tun zu müssen, sorgt für schlechtes Gewissen – das ist erschöpfend. Dabei brauchen Promovierende auch Freizeit, um Batterien aufzuladen! 🙂

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