„Worin besteht Ihr eigener Beitrag?“ Ist eine Frage, die die Kommission am Ende zahlreicher Verteidigungen so oder ähnlich stellt. Diese prekäre und demütigende Frage weist nicht unbedingt auf einen grundlegenden Mangel der tatsächlichen wissenschaftlichen Eigenleistungen, sondern vielmehr der Präsentation. Wie können Sie sie vermeiden?
Bereits beim Lesen des Titels sollte Qualität und Originalität Ihres Beitrags, wissenschaftliche Bedeutung und Eigenleistung, die Ihre Doktorarbeit erst legitimiert und Wert verschafft, deutlich werden.
Wenn Sie aber von Anfang an daran denken, Ihre originelle Leistung, Ihren persönlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung in Ihrer Doktorarbeit zu verstecken, dann werden Sie sich auf diese und andere unangenehme Fragen freuen dürfen. Dieser erste Artikel einer zweiteiligen Artikelserie unterbreitet Ihnen zunächst Vorschläge, wie Sie Ihren eigenen Beitrag, Ihre Eigenleistung verbergen und somit peinliche Äußerungen in der Verteidigung provozieren können.
Die eigene Arbeit, den persönlichen Forschungsbeitrag hervorzuheben fällt aus unterschiedlichen Gründen vielen Menschen sehr schwer. Wie oft habe ich Doktoranden sagen hören, dass in ihrer Arbeit nichts Originelles stecke … ihre These banal sei … sie nichts Interessantes zu sagen hätten oder dazu nicht legitimiert seien …
Und doch, wenn man an diesen so eingesessenen wie falschen Überzeugungen ein wenig kratzt, finden wir immer etwas … Oft sogar verborgene Schätze – leider, wie Sie vielleicht sagen werden.
Warum scheitern so viele Doktorarbeiten daran,
den persönlichen Beitrag hervorzuheben?
Ihre Arbeit ist für den Leser insofern interessant, als sie etwas erkennbar Neues, Anderes und Originelles, also Ihren individuellen Beitrag hinzufügt zu dem, was bereits in Ihrem Forschungsbereich gesagt und getan wurde.
Ihre Arbeit ist für den Leser interessant, weil sie im wissenschaftlichen Kontext, mithin für das spezifische Forschungsfeld, das von vielen beackert wird, von Bedeutung ist.
Ihre Arbeit ist notwendigerweise originell – Sie haben nicht drei Jahre damit verbracht, nur das zu kopieren, was andere vor Ihnen getan und geschrieben haben.
Ist es dann nicht schade und verlorene Mühe, diese Originalität nicht zum Ausdruck zu bringen – schlimmer noch, den Eindruck zu erwecken, man habe sich darauf beschränkt, lediglich andere zu paraphrasieren?
Nicht nur Ihr Resultat ist interessant: Ihr Vorgehen, Ihre Fragen und Zwischenhypothesen sind für Ihre Leser ebenso lehrreich.
Und warum nicht in Sackgassen geraten und genau das zeigen – wenn Ihr Bericht verhindern kann, dass andere dieselben Erfahrungen und Fehler wiederholen und zu denselben unbefriedigenden oder negativen Ergebnissen gelangen, glauben Sie mir, sie werden es Ihnen danken.
Darüber hinaus kann auch ein Ihren Prämissen widersprechendes, niederschmetterndes Forschungsresultat ein dennoch wertvolles Ergebnis für Ihren Leser darstellen – schon allein deshalb, weil es ihm Stunden oder sogar Monate der Recherche oder der Forschungsarbeit erspart!
Der Präsentation der Eigenleistung nur wenig Platz zugestehen
Gehören Sie zu den Doktoranden, die den Schriften anderer Wissenschaftler mehr Bedeutung zumessen als ihrer eigenen Arbeit?
Schlimmer noch: Verwechseln Sie Doktorarbeit und Literaturverzeichnis und bevorzugen Sie eine Zusammenstellung von Texten zum Nachteil Ihrer eigenen Forschungsleistung?
Wenn Sie eine Dissertation schreiben, dient sie in erster Linie dazu, Ihre eigenen Forschungsergebnisse und -erkenntnisse anderen mitzuteilen.
Und nur daran sind Ihre Leser interessiert. Ihre eigenständige Leistung ist diejenige, die hervorgehoben werden muss. Sie ist das, was Ihnen gehört, das wertgeschätzt werden muss.
Versteckspielen
Sind Sie schüchtern oder fürchten Sie Kritik? Schlimmer noch: Betonen Sie die Arbeit anderer zum Nachteil ihrer eigenen Forschung? In beiden Fällen besteht die gewählte Strategie darin, die Originalität Ihrer Arbeit, ihren eigenständigen Beitrag hinter unzähligen Referenzen zu verbergen.
„Ich habe eine interessante Entdeckung gemacht, aber … ich möchte nicht zu viel Aufsehen machen, dass die Leute zu viel davon bemerken. Ich mag es nicht, beachtet zu werden“ – sagte mir kürzlich ein Doktorand bei einem Schreibworkshop.
Sie haben das Recht, in Ihrem Text bescheiden zu sein. Aber Demut darf Sie nicht daran hindern, Ihre Arbeit zu schätzen und dessen Wert zum Ausdruck zu bringen.
Ihre Leser sind möglicherweise nicht in der Lage, Ihr Verstecken mitzuspielen und zwischen den Zeilen zu finden, was den Wert Ihrer Arbeit ausmacht. Wäre es nicht schade, wenn sie überhaupt nicht sehen, nicht bemerken, woran Sie seit Jahren gearbeitet haben, was Ihnen so viel Mühe und Arbeit gekostet hat – Ihren eigenen Forschungsbeitrag?
Der Mangel an Distanz
Es gibt ein drittes Szenario: die mangelnde Distanz zu Ihrer eigenen Arbeit: Sie leisten originelle Arbeit, aber Sie arbeiten schon so lange an dem Thema, dass Ihnen das, was an Ihrer Doktorarbeit originell und neu ist, tatsächlich trivial erscheint – so banal, dass Sie es nicht der Mühe werthalten, nicht daran denken, es zum Ausdruck zu bringen.
Und so kann es passieren, dass Ihre Leser das Wichtigste in Ihrer Arbeit verpassen: jenen feinen, aber wichtigen Unterschied zwischen Ihrer Leistung und der anderer Wissenschaftler, die zum gleichen Thema forschen.
Ihre Arbeit ist voller Schätze, und wenn Sie sie nicht erkennen können, dann vermag auch der Leser nicht, sie zu sehen. Wenn Sie kein Auge für Ihre Schätze haben, aus schierer Arbeitsroutine blind sind für die Bedeutung Ihrer Arbeit, so vervielfältigen Sie die Blicke, lassen Sie andere ein Auge werfen auf Ihre Doktorarbeit, fragen Sie sie. Fragen Sie Ihre Vorgesetzten, Freunde und Kollegen um Rat.
Aber in jedem Fall sollten Sie die Schätze entdecken und identifizieren, bevor Sie Ihren Plan erstellen, Sie Ihre Doktorarbeit abschließen und abgeben. Weil Ihre Leser sich für diese interessieren – und nur für diese. Und nicht für die Zusammenstellung von Texten und Literaturhinweisen, die er wahrscheinlich schon kennt.
Wertschätzen Sie, was nur Ihnen gehört, was Ihre Leistung von der anderer unterscheidet, was an Wichtigem in Ihrer Arbeit vorhanden ist. Finden Sie die richtige Einstellung zu Ihren Schätzen!
Was macht Ihre Doktorarbeit wertvoll?
Ihre Doktorarbeit muss nicht unbedingt revolutionär sein. Niemand erwartet, dass Sie mit einer schnellen oder Wunderlösung kommen, die die Welt retten wird. Aber Sie haben selbst ausführlich recherchiert, Sie haben eigene Fragen gestellt. Sie haben etwas Neues gefunden oder das Problem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten angefangen – beispielsweise.
Finden und herausstreichen müssen Sie, worin sich Ihre Arbeit unterscheidet von der anderer. Und jener Unterschied zeigt die Bedeutung, die Wichtigkeit und Neuheit Ihrer Arbeit. Denn was Ihre Arbeit originell macht, innovativ und interessant – das verdient es, gelesen zu werden.Mit anderen Worten, Ihre Arbeit ist gleichsam ein Stein, der zum Bau eines Gebäudes beitragen wird.
Dieser Stein ist wichtig. Verstecken Sie ihn nicht! Nennen Sie ihn. Beschreiben Sie ihn. Zeigen Sie ihn. Stellen Sie ihn zur Schau. Machen Sie ihn wichtig.Verschaffen Sie ihm einen vorteilhaften und sichtbaren Platz in Ihrer Doktorarbeit!
Velen Dank für diesen Beitrag. Sehr hilfreich! Ich wünsche, ich hätte ihn früher gelesen…
Wichtig ist, dass Sie ihn gelesen haben, Daniel 🙂
Alles Gute und viel Erfolge!