Die Notwendigkeit Ihrer Arbeit wird anhand der Darstellung des Forschungsstandes gezeigt. Diese Darstellung erscheint in den meisten Fächern im Forschungsbericht. Doch das Schreiben dieses Teiles bedeutet für viele Doktoranden Stress. Wie soll man zwei, drei Jahre Literaturforschung in einem knappen Text darstellen? Dieser Artikel gibt zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Forschungsbericht vorbereiten.
Das Ziel des Forschungsberichtes
Der Forschungsbericht (oder Literatur Review) ist ein wesentlicher Teil Ihrer Dissertation. Denn er zielt darauf ab, den Leser von der wissenschaftlichen Relevanz Ihrer Arbeit zu überzeugen.
Mit anderen Worten: Der Forschungsbericht beantwortet die Frage Warum ist Ihre Arbeit hinsichtlich des aktuellen Forschungsstandes bezüglich Ihres Themas notwendig?
Der Forschungsbericht hilft Ihnen, dem Leser zu zeigen, dass Ihre Dissertation einen originellen Beitrag zum Thema anbietet. Sie zeigen zum Beispiel eine Forschungslücke, eine Schwäche, ein Widerpruch oder ein Problem in der bereits existierenden Forschungen zum Thema auf.
Der Forschungsbericht zeigt, dass Sie sich mit der bereits existierenden Literatur kritisch auseinander setzen. Zum Beispiel,
- Sie können die von anderen Autoren in Ihrem Forschungsfeld methodologischen Heransgehensweisen auflisten und kritisch beleuchten.
- Sie können auch die Theorien kritisch darstellen, welche für die Analyse Ihrer Ergebnisse wichtig sein werden (was Bedeuten sie im Kontext des aktuellen Wissenstandes?).
- Sie können auch die Ergebnisse von bisherigen Forschungen aufzeichen, um noch ununtersuchte Forschungsfragen anzugehen.
Kurz: Das Thema Ihrer Forschungsarbeit ergibt sich nicht nur aus Ihrer persönlichen Motivation, sondern auch aus dem Stand der Forschung: Wer hat sich sonst mit Ihrem Thema beschäftigt? Wie stehen Sie zu diesen Autoren?
Vorbereitung des Forschungsberichtes
Jana, Promovierende im 4. Jahr, wollte bald anfangen, ihre Dissertation zu schreiben. Ihr Albtraum war es, sich an ihren Forschungsbericht heranzutasten: Sie hatte über 10 000 Titel in ihrem Literaturverwaltungsprogramme gesammelt, aber nie gelesen… und nun musste sie nicht nur anfangen zu schreiben, sondern auch ihre Artikel lesen und klassifizieren.
Tun Sie das nicht!
Den Forschungsbericht zu schreiben ist zwar eine Herausforderung, wenn man sich erst am Ende der Literatur-Recherche damit beschäftigt. Arbeitet man regelmäßig daran, dann nimmt er allmählich Gestalt an. Ihn niederzuschreiben ist dann einfacher.
Hier also mein Ratschlag: Egal, ob Sie im ersten Jahr oder bald am Ende Ihrer Forschungszeit ankommen, nehmen Sie sich Zeit frei, um gezielt Ihre Literatur zu ordnen.
Dafür helfen folgende Fragen:
- Warum ist Ihre Arbeit hinsichtlich des aktuellen Forschungsstandes bezüglich Ihres Themas notwendig?
- Wer hat sich mit diesem Thema beschäftigt?
- In welchem Bezug steht ihre Arbeit zu diesen Autoren?
- Was übernehmen Sie? Warum?
- Was streiten Sie ab? Warum?
- Was wollen Sie anders machen? Warum?
- Was wurde u.U. von diesen Autoren übersehen?
Ihr Forschungsbericht beginnt mit einer Fragestellung und will ein Ziel erreichen:
Die Fragestellung des Forschungberichtes
Der Forschungsbericht Ihrer Dissertation kann z.B. von der Frage ausgehen: Welche Faktoren treten beim Phänomen XY ein? Ihre Analyse wird aufzeigen, dass die Faktoren A, B, C und D gründlich analysiert wurden, dass aber der Faktor E kaum beachtet wurde. Dabei haben Sie entdeckt, dass dieser Factor eine entscheidende Rolle beim Phänomän XY spiel. Also wird z.B. die Schlussfolgerung Ihres Forschungsberichtes mit der Frage wie: Welche Rolle spielt das Faktor E beim Phänomen XY? enden.
Achtung: Eine interessante Fragestellung ist eine offene Frage (keine, die man mit ja oder nein beantworten kann). Um Ihre Frage so konkret wie möglich zu formulieren, können Sie eins der folgenden 7 Fragewörter verwenden:
Wenn Ihr Forschungsbericht richtig strukturier wird, endet die Beantwortung dieser Frage mit einer neuen Frage, nämlich der Fragestellung Ihrer eigenen Forschung.
Das Ziel des Forschungberichtes
Ihr Forschungsbericht zielt darauf ab, den Leser von der Wichtigkeit, Relevanz oder Originalität Ihrer Arbeit zu überzeugen: Das ist das implizite Ziel des Forschungsberichtes . Dennoch werden Sie das nicht schreiben. Um Ihre Leser zu überzeugen, brauchen Sie etwaz zu zeigen, zu hinterfragen, auf etwas hinzudeuten (u.a.). Was? Das wird das Ziel des Forschungsberichtes.
Haben Sie den Anfang (die Fragestellung) und das Ende (das zu erreichende Ziel) Ihres Forschungsberichtes bestimmt, dann werden Sie Hauptthemen untersuchen, die alle zusammen zur Beantwortung der Fragestellung und erreichung Ihres Zieles führen. Diese Hauptthemen können Sie dann auflisten.
Einordnung der Literatur
Sind die Hauptthemen definiert, dann können Sie die darüber sprechenden Texte erstmal einordnen. Dafür hilft diese Tabelle. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die wichtigsten Texte. Sie können diese Tabelle nach und nach ergänzen.
Drei Hinweise für die Vorbereitung des Forschungberichtes
- Ein gegebener Text wird vielleicht versschiedene Themen besprechen, während ein anderer nur ein Thema beleutchtet.
- Listen Sie Ihre Hauptquellen in dieser Tabelle auf. Sie müssen diese nicht alle und nicht sofort einarbeiten. Sie können das nach und nach tun. Wichtig ist es, die Tabelle zu vervollständigen bevor Sie beginnen Ihr Literatur Review zu schreiben. Arbeiten Sie zunächst ohne Unterlagen, denn das Wichtigste haben Sie im Kopf gespeichert.
- Wenn Sie Ihre Texte regelmässig exzerpiert haben, dann ist die Arbeit grosstenteils gemacht: Denn Sie werden Ihre Exzerpte dafür bentuzen, um die verschiedenen Themen und Positionen zu beleuchten. Deswegen lohnt es sich, von Anfang an Ihre Literatur sorgfältig zu exzerpieren!
Wann sollten Sie den Forschungsbericht schreiben?
Da der Dissertation-Textkörper mit dem Forschungsbericht beginnen wird wollen oft die Doktoranden gleich mit diesem Teil anfangen zu schreiben. Die Folgen dieser Entscheidung sind oft :
- Schreibblockaden: Wie soll man das Ergebnis von 3 Jahren Literaturforschung – oder mehr – in einigen Seiten sinnvoll darstellen ?
- Zeitverlust: Ist die ganze Dissertation geschrieben, wird oft der Review umgeschreiben. Denn nicht alles, was im Manuskript steht, passt dazu bzw. wichtige Daten fehlen.
Deswegen empfiehlt es sich nicht, gleich mit diesem Teil anzufangen, auch wenn er ganz am Anfang der Dissertation stehtn wird. Sinnvoller ist es, parallel zum Schreiben der Dissertation daran zu arbeiten. So können Sie das Material nach und nach sammeln und ordnen. Das Ins-Reine-Schreiben des Literatur Review passiert idealerweise am Ende, wenn alles andere schon geschrieben wurde.
Das hat zwei Vorteile:
- Sie beginnen nicht mit dem schwierigsten Teil (häufig Ursache von Prokrastination und Schreibblockaden).
- Sie sparen Zeit beim Schreiben. Denn dadurch, dass Sie das Material gesammelt und georndet haben und dabei genau wissen, welche Ergebnisse aus dem Literatur Review herauskommen sollen, ist dann dessen Aufschreiben massgebend leichter.
Jetzt sind Sie dran : Nehmen Sie sich Zeit frei, um die bisher gelesene Literatur zu ordnen. Sie werden sicherlich dabei feststellen, wie viel Sie schon wissen und geleistet haben – und Lücken identifizieren, worauf Sie gezielt arbeiten wollen.
Viel Erfolg dabei!
Wie Sie wissenschaftliche Literatur effizient lesen und exzerpieren erfahren Sie in mein Buch Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt.
P.S. : Gut vorbereitet, ist halb geschrieben!
Vielen Dank für deine Hilfe, liebe Martha.
Sehr gerne, liebe Conny 🙂
Great article, just what I wanted to find.
Vielen Dank: Sehr hilfreiche Ratschläge.
Hilfreiche Anregungen, dankeschön!
Danke für diese Informationen. Hätte ich sie vor 1 Jahr gehabt, wäre ich schneller gewesen.
Danke für den schönen Beitrag!
Vielen vielen Dank! Das hilft mir sehr!
Vielen Dank für diesen Artikel! Ich bin nämclich kurz davor, mit dem Schreiben der Diss anzufangen und wollte eben damit anfangen! Danke für die Warnung!
Danke für Ihre Rückmeldung, Matthias!
Danke für diesen tollen Beitrag, Martha!
You have a fantastic blog, Martha! Thanks a lot for your workshop, it was soooo helpful! Cheers, Sarah
Nice to read your message, Sarah! Thank you 🙂